Psychotraumatherapie

Der Begriff der Psychotherapie stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Heilung des erkrankten Menschen“ / von psychě „Atem, Hauch, Seele“ und therapeúein „pflegen, sorgen, heilen“.  Interessant ist in diesem Zusammenhang wie umfassend der Begriff der Psyche verwendet wurde, „bis hin zur Bezeichnung des Kostbarsten, des Wertvollsten überhaupt.“ (siehe Psyche – Wikipedia)

Wir sind fest davon überzeugt, dass jeder Mensch in sich über das Potential verfügt, ein erfülltes Leben zu leben. Darunter verstehen wir die Möglichkeit, das Leben in seinen unterschiedlichen Bereichen nach eigenen Maßstäben zu gestalten, eingebunden in bereichernden Beziehungen. Oft ist der Zugang zu diesem uns innewohnenden Potential aus unterschiedlichen Gründen versperrt.

Nicht die Person «ist» krank, sondern sie «hat» eine Krankheit schreibt Viktor Frankl (Begründer der Logotherapie). Er geht davon aus, dass die geistige Person sogar noch in der Psychose unberührt bleibt, auch wenn sie vom vordergründigen Krankheitsgeschehen verdeckt und verstellt sein mag. Das „Psychophysicum und nicht der Geist ist krank.“ ( Viktor E. Frankl  „Der leidende Mensch: anthropologische Grundlagen der Psychotherapie“, Verlag Hans Huber 1996, S. 108 ff.)

„Dass es Traumata gibt, ist eine Tatsache des Lebens. Sie müssen jedoch nicht zur lebenslänglichen Strafe werden. Traumata sind nicht nur heilbar, sondern können auch transformierend wirken. … Gelingt es uns, die zerstörerische Kraft des Traumas zu überwinden, erhebt unser angeborenes Potential uns in neue Höhen der Meisterschaft und des Wissens.“ (Peter A. Levine „Trauma-Heilung“, Synthesis Verlag 1998, S. 12 ff.)

Peter Levine hat Somatic Experiencing® (SE), eine körperorientierte Methode zur Traumabewältigung und Auflösung von posttraumatischen Stressreaktionen, entwickelt.

„Die spontane Bewegung in uns allen zielt auf Kontakt. Gleich wie zurückgezogen und isoliert wir sein mögen und ungeachtet der Schwere des Traumas, das wir erlebt haben, gibt es – gerade so, wie eine Pflanze sich spontan auf die Sonne zubewegt – in jedem von uns auf der tiefsten Ebene einen Impuls in Richtung Verbundenheit.“ (Laurence Heller)

Das neuroaffektive Beziehungsmodell (NARM) ist eine auf somatischen (körperlichen) Grundlagen basierende Psychotherapie, die von Laurence Heller entwickelt wurde. Ihr Ziel ist die Auflösung alter Überlebensstrategien sowie die Stärkung der Selbstregulierung und Beziehungsfähigkeit.

In der Arbeit mit traumatisierten Menschen ist es wichtig zu verstehen, dass die Traumasymptome nicht durch das traumatische Ereignis entstehen, sondern durch die Reaktion darauf. Oft ist es so, dass die vom Körper im Alarmzustand bereitgestellte Überlebensenergie ( Kampf – Flucht – Erstarrungs – Reaktion des autonomen Nervensystems) vom Nervensystem nur unvollständig oder verzögert aufgelöst wird. Der Organismus reagiert in der Folge weiterhin auf die Bedrohung in der Vergangenheit. In diesem Falle sind die in der Gegenwart zu beobachtenden Reaktionsweisen, Verhaltensmuster, Überzeugungen, Gedanken und Gefühle der Person oft noch mit den erschreckenden Erfahrungen der Vergangenheit gekoppelt. Für die Betroffenen entstehen oft verwirrende und auch beängstigende psychische und somatische Symptome. Diese zeigen sich, eventuell erst Jahre später, als Übererregbarkeit, Überaktivität, jähzornige Wutausbrüche, Ängste, Panik, Depressionen, Gefühle von Entfremdung, Konzentrationsstörungen, Dissoziation, Bindungsunfähigkeit, Schlafstörungen, Erschöpfung, chronische Schmerzen, Migräne, Nacken- und Rückenprobleme, Probleme mit dem Immunsystem oder dem Endokrinum, Burnout uvm.

In der Arbeit mit Traumata geht es um die körperliche und geistige „Neuverhandlung“ des Ereignisses. Auf der Ebene des Nervensystems ist es wichtig, dass sich die dort gebundene Energie entladen kann, weil oft erst dann der Organismus wirklich versteht, dass die Situation vorüber ist. Innerhalb dieses Prozesses, können auch die an das damalige Ereignis gekoppelten Überzeugungen ( z.B.: ich bin hilflos) sichtbar und neu eingeordnet werden. Durch das Lösen der gebundenen oder auch erstarrten Energie, steht diese den Betroffenen wieder als Lebensenergie zur Verfügung.